Ko Phangan, Hotel Shanti, unsere letzten 2 Wochen, bevor es wieder über Bangkok, Doha, München zurück nach Wien geht!
Sind vor 2,5 Wochen von Chumpon nach Ko Tao geflüchtet, 3 Tage später dann von Ko Tao nach Ko Pahngan und schlussendlich hier im kleinen netten Hotel Shanti im Room Nr. 5 gelandet.
Kapitel 1
Ich glaube familiärer als Constantin sein Hotel Shanti führt, kann man ein Hotel nicht führen, spätestens nach 1 Woche fühlt man sich hier wie zuhause…
Vielleicht nicht jeder, wie z.b. Room Nr. 6, das immer ernste frisch verheiratete Russenpärchen, aber wahrscheinlich selbst die, da Constantin ja selbst Russe ist und mehrheitlich ohnedies hier russisch gesprochen wird…
Auch Room Nr. 2 scheint sich hier überaus wohl zu fühlen. Eine russische Mutter mit ihren beiden Töchtern. Blöderweise kann keiner der 3 Moped fahren, was hier im Shanti evtl. zum Problem werden kann, liegt es doch etwas abseits vom Schuss.
Aber so verbringen sie halt viel Zeit auf Constantins Veranda und für die Töchter organisiert Constantin ohnedies irgendwie immer eine Mitfahrgelegenheit, und wenn nicht, dann fährt er halt selbst mit ihnen zum Strand…
Auch der Kurzbesuch aus Room Nr. 3 scheint seinen Aufenthalt hier voll genossen zu haben, hat man sie doch oft unten in Constantins Hängematte gemeinsam mit den Hauskatzen gesehen…
Aber was ist mit dem Mann aus Room Nr. 4 ?
Gleich neben uns befindet sich der Balkon von Nr. 4 und Nr. 6. Während wir fast froh sind, das das ernste frisch verheiratete Pärchen aus Nr. 6 ihren Balkon nur für Ihre Wäsche nutzt, ist es spannend wenn sich die Balkontür von Nr 4. mal öffnet…
Meist riecht man seinen morgendlichen Joint gegen 10:00 Uhr ohnedies bevor man ihn überhaupt sieht, aber dann sitzt er da, mitte 40, gut gebaut und braun gebrannt, kurze leicht gelockte Haare, irgendwie ein südländischer Typ. Man könnte meinen: Thailand, Ko Phangan, ok das passt, er wird zum Feiern hier sein, aber das ist es nicht, das passt irgendwie doch nicht zu ihm…
Wenn er dann wieder im Zimmer verschwindet beginnen seine Telefonate bzw. scheint er zu skypen. Laut, auf englisch, aber man kann es leider auch nicht wirklich verstehen, dafür kann aber Room Nr 4. sicherlich nichts, hier scheiterst mehr an unseren eigenen Englischkenntnissen..
Als wir Mister Room Nr 4. zum ersten mal sahen, dachten wir er sei der Postbote der Insel. Täglich gegen 09:00 Uhr als wir bei unserem 2ten Kaffee unten bei Constantin saßen, kam er mit seinem Moped angefahren, mit nacktem Oberkörper, umgehängt eine schwarze mittelgroße Sporttasche. Es hatte irgendwie das Bild eines Insel Postboten, oder aber das eines Bankräubers.
Er war natürlich keines von beiden. Ein Postler quartiert sich wohl kaum in einem Hotel ein, und täglich um die selbe Uhrzeit einen Bankraub zu begehen, naja, das passte auch nicht ganz zusammen… Aber wo kam Room Nr. 4 täglich um 09:00 Uhr mit seinem Moped her, während wir gerade runter zum Frühstück sind?!
Solange wir uns das nicht zusammenreimen konnten, blieb er für uns jedenfalls der Postler. Es ist für uns fast schon zum Hobby geworden, anderen Leuten die uns öfters über dem Weg laufen irgendwelche Namen zu verpassen. So begegneten wir in Thailand unter anderem schon „Thorsten F.“ bzw. „Wind in seinem Haar“, befreundet mit „Jens K.“
So vergingen nun einige Tage. Wir zum Frühstück, der Postler von irgendwo her zurück. Man sah sich ab und zu noch flüchtig am Balkon, aber sonst schienen sich unsere Zeiten selten zu überschneiden. Man grüßte sich freundlich, und ich schwankte mit meiner Namensgebung täglich zwischen Postboote und Bankräuber auf der Flucht. Vielleicht war es ja doch nur die eine Bank die er ausgeraubt hatte, aber er konnte seine Beute ja schließlich nicht alleine im Zimmer zurücklassen, deswegen vielleicht die schwarze Sporttasche immer mit dabei?
Unser russischer Vermieter Constantin hatte die Eigenschaft stets Tipps für seine Gäste parat zu haben, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Es verging kein Tag an dem er nicht Sätze sagte wie: today i think its a good idea to go to this Place, oder: tomorrow we will share a Boat and go to „bottle beach“, do you want to come with us?
Würde man Constantin außerhalb seines kleinen Hotels irgendwo anders zum ersten mal antreffen, so hätte man eher den Eindruck man hätte es mit einem russischen Macho Biker zutun. Tätowiert, lange schwarze haare und Bart, beides zu einem Zopf geflochten, durchtrainiert und gutaussehend, eigentlich mehr südländisch als russisch, am ersten Blick ein harter cooler Biker jedenfalls.
Aber hier im Shanti ist Constantin die gute Fee des Hauses. Stets in Bewegung, um sich um sein Haus, seinen Garten und seine Gäste zu kümmern. Es ist lustig, aber wenn man ihn beobachtet so schwebt er meist wie eine Elfe dahin, er huscht meist tänzelnd, fast lautlos durch die Gegend um irgendetwas zu erledigen und sei es nur die Katzen zu füttern.
Unsere Zeit im Shanti näherte sich langsam dem Ende entgegen, als Constantin erneut mit einem seiner Tipps um die Ecke kam: „Tomorrow we want to go for fishing, early in the Morning and Room Nr. 4 want’s to make fresh Sashimi right on the Borat. You want to go fishing?“
Haben wir richtig gehört? Fishing mit Room Nr. 4 ?
Ich weiß nicht ob es mehr das Fischen war, oder die Aussicht doch noch das Geheimnis von Nr. 4 zu lüften. Wahrscheinlich schlussendlich sogar doch mehr der Postler aus Nr. 4, da die Aussicht alleine den ernsten Typen aus Nr. 6 schon um 5 Uhr morgens zu sehen nicht allzu einladend war. Schlussendlich kamen dann aber auch die Töchter von Nr. 2 mit.
So wars also fixiert: Morgen 05:00 Uhr fischen mit Nr. 4! …
Kapitel 2
Was jetzt folgt ist vielleicht doch nicht das spannende große spektakuläre Finale, ich schreibe schließlich keinen Krimi oder Roman, es ist nur ein Blogartikel. Aber es ist nunmal wie es ist, die Realität, ohne Bankraub, Verfolgungsjagden oder streikende Postbeamten… Es ist fischen gehen mit dem Mann aus Zimmer Nr. 4, und besser noch, der anschließende Abend mit allen zusammen, außer Zimmer Nr 6.
Freitag, 04:50 Uhr.
Noch bevor der Wecker zu läuten beginnt schalte ich ihn ab. Die Nacht war ein Horror, gegen 23:00 Uhr besuchte uns die erste Kakerlake im Shanti. Irgendwann musst es ja soweit sein und natürlich genau dann wenn man ohnedies früh raus muss. An schlafen war jedenfalls nicht mehr zu denken, dafür war das Ding einfach zu groß und vorallem zu laut.
Eigentlich war ich froh das ich endlich aus dem Zimmer flüchten durfte und beneidete unter diesen Umständen nichtmal Mirjam die ausschlafen konnte. Fischen um 05:00 Uhr das war nichts für sie, Postler hin oder her.
Nach und nach trudelten die noch halbschläfrigen Room Numbers unten bei Constantin ein. Der ernste aus Zimmer 6, dann ich, dann die beiden Mädels aus Nr. 2…
Halb 6 und noch immer keine Spur von Room Nr. 4. Ich nutzte die Zeit für meinen dritten Kaffee, als er plötzlich um die Ecke geschossen kam. Voller Energie und hellwach, tatsächlich mit einem Fischerhut bekleidet schrie er in die schläfrige Runde: let’s rock, let’s go fishing! Irgendetwas wirkte anders an ihm, bis es mir dann einfiel: es war die fehlende schwarze Sporttasche…
Im Konvoi ging’s dann in Eiseskälte durch die Morgendämmerung Richtung Pier. Ohnedies schon spät dran musste Room Nr. 4 aber noch einen Zwischenstopp beim Seven Eleven einlegen mit den Worten: i don’t know how russions are going fisihing, but in México you don’t go fishing without Beer! Aha, der Postler war also Mexikaner!
Am Boot nahmen wir dann verteilt unsere Positionen ein und steuerten eine kleine Insel draußen am Meer an, anscheinend gibts dort in der Nähe der unterirdischen Felsen mehr zum anbeißen.
Das Fischen selbst war eine lustige Angelegenheit. Jeder wurde mit einer Angelschnur bestückt und alles was zutun war, war die Schnur ins Wasser zu lassen und mit der Hand zu fühlen ob da unten jemand anbeißt. Angel gabs also keine, wozu auch, wir waren ja schon draußen am Meer, wozu also weit auswerfen. Umso witziger war es zu beobachten, wie der Mexikaner aus Nr. 4 seine Schnur als Art Lasso verwendet hat und als einziger versuchte seinen Köder weit auszuwerfen, während wir alle das Ding nur senkrecht ins Meer tauchen ließen.
Ich hatte das Gefühl keiner wollte der erste sein bei dem jemand anbiss, trotzdem konnten wir es alle nicht erwarten.
Und dann ging’s los. Schlag auf Schlag. Zuerst bei einem der Mädels, dann beim Mexikaner, weiter beim zweiten Mädel und schließlich auch beim ernsten Russen aus Nr. 6. Und so ging es die erste halbe Stunde dahin, bis plötzlich auch bei mir etwas hängengeblieben schien zu sein. Und tatsächlich, als ich die Schnur einholte kam wirklich ein Fisch zum Vorschein!
Irgendetwas war bei meinem Fang allerdings anders und als der Mexikaner meinte: i don’t know how russions are fishing, but in México we catch the fishes on the mouth. Und plötzlich viel es mir dann auch auf: mein Fisch hat nicht angebissen, sondern er ist tatsächlich anscheinend im vorbeischwimmen mit dem Rücken auf meinem Haken hängengeblieben. Egal, Fisch ist Fisch dachte ich, aber das mit dem Russen konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und so waren die ersten Worte die mir aus dem Gedächtnis schossen: i am from Austria! (Reinhard Fendrich sei Dank).
Und so kamen wir ins Gespräch, oder zumindest ansatzweise.
Während wir abwechselnd diverses Zeug aus dem Meer fischten (meistens Felsbrocken) und uns gegenseitig mit unseren Fängen fotografierten, erzählte mir der Mexikaner das er gerade aus Indien kommt, wo er die letzten 6 Monate verbracht hat, jetzt einen Monaten in Thailand einschiebt und anschließend vorhat 2 Monate nach China zu reisen. Viel wusste ich zwar immer noch nicht von ihm, dafür war Reinhard Fendrichs Englisch Unterricht einfach zu wenig, aber immerhin schaffte ich es noch das Geheimnis der Sporttasche zu lüften: es war nichts weiteres als seine Jogamatte die sich darin verbarg. Von wegen Postler oder Bankräuber, der Mexikaner fuhr einfach jeden Morgen um 06:00 Uhr zum Joga!
Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen und irgendwann musste dann unser Fischerboot-Führer anscheinend aufs Klo, somit ging’s wieder ab Richtung Pier!
Zufrieden mit meiner Ausbeute (nicht die Fische, sondern das was ich bis jetzt über den Mexikaner erfuhr) konnte ich es kaum erwarten Mirjam davon zu berichten.
Eines Stand fest, der Mexikaner war ein lustiger, freundlicher Typ und zurück im Shanti wollte er unbedingt Abends unseren Fang für uns alle zubereiten. Er erzählte von diversen Gerichten, von Sashimi, Tom Yam und Fischfilets mit selbstgemachter Mayonese.
Und so kam es, das wir an diesem Abend nach mittlerweile 7 Wochen Thailand unseren best zubereiteten Fisch serviert bekamen, da sich weiters herausstellte das der Mexikaner beruflich in seiner Heimat weder Postler noch Bankräuber war, sondern Koch! Und was für einer!
Während Constantin die Wodka Flaschen hervor hol, servierte der mexikanische Joga-Koch aus Nr 4. (seinen Namen wussten wir immer noch nicht) einen Gang nach dem anderen und einer war besser als der andere…
Unser russisch-mexikanisch-österreichischer Abend im Shanti wurde zum echten Highlight und besser konnten wir unseren Abschied vom Shanti eigentlich nicht feiern…
Es gäbe sicher noch die eine oder andere Sache über den Mexikaner zu berichten, aber mittlerweile wieder in Bangkok gelandet, beginnt das Shanti leider auch schon zu verblassen und ich überlege, ob nicht ein Bericht über „Wind in seinem Haar“ befreundet mit „Jens K.“ an der Reihe wäre…
Hoffe Room Nr 4. schickt mir noch Fotos, ich selbst habe kaum welche, aber vielleicht ja auch ganz gut so..
Liebe Grüße
Michael
Nachtrag – Ein paar Fotos :-)
Jetzt freue ich mich schon, wenn Ihr zwei wieder zurück kommt, denn Ihr könnt dann sicher noch weitere so gute Geschichten erzählen.
liebe Grüße … gute Heimreise … bis dann …
Ein echt guter Bericht – meine Hochachtung- du soltest ein Buch schreiben- das liegt dir wirklich
Danke Michi!
lg gabi
Ja wer weiß, vielleicht schreib ich mal ein Buch :-) Jetzt gehts langsam aber sicher bald zum Flughafen… Wird wieder ein 100 Stunden Trip. Sehen uns bald! Bis dann, Michi